STARK FÜR SOZIAL BENACHTEILIGTE

SICHERN · FÖRDERN · ZUKUNFT

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Bild: Aufbaugilde

Die Aufbaugilde, das große diakonische Sozialunternehmen in Heilbronn, ist ihr Lebenswerk und ohne sie nicht denkbar: Susanne Finkbeiner, die Mitbegründerin und langjährige Geschäftsführerin, feierte am 11. August 2021 ihren 90. Geburtstag.

„SuFi“, wie sie Freunde und Mitarbeiter liebevoll und mit viel Respekt nennen, wurde als resolute, hartnäckige Sozialmanagerin mit Herz rasch bekannt. Sie führte die heutige Aufbaugilde Heilbronn von 1979 bis 1996 und machte sie zu dem, was sie heute ist: ein breit aufgestelltes Sozialunternehmen, das Hilfen in vielen Bereichen anbietet. Für ihr großes Engagement erhielt sie 1999 das Bundesverdienstkreuz. Die staatlich anerkannte und genehmigte, private Berufsfachschule im Bildungspark Heilbronn trägt als Anerkennung ihrer Lebensleistung ihren Namen.

Jeder hat eine Chance verdient, niemand sollte allein gelassen werden - so lässt sich zusammenfassen, was Susanne Finkbeiner bei ihrer Arbeit für die Ausgegrenzten unserer Gesellschaft stets angetrieben hat. „Das ist nicht einfach, auch mit Unterstützung geht das oft schief“, räumte sie erst vor kurzem in einem großen Interview mit der „Heilbronner Stimme“ so offen ein, wie es ihre Art ist. Und fügte gleich hinzu: „Aber das gehört dazu. Man darf nicht aufhören zu helfen, nur weil manche sagen, dass es keinen Wert hat.“

Susanne Finkbeiner hat die Aufbaugilde entscheidend geprägt. Heute hat das Sozialunternehmen fast 500 Mitarbeiter, Dutzende ehrenamtliche Helfer und Standorte in Heilbronn und in den Landkreisen Heilbronn und Schwäbisch Hall. So gibt es den Treffpunkt für Obdachlose und Wohnungslose mitten in Heilbronn, das Unterstützungszentrum 26. Dort, in der Wilhelmstraße 26, geben Ehrenamtliche an Wochentagen ein kostenloses Frühstück und ein preisgünstiges Mittagessen aus. Ein wichtiger Baustein der Wohnungslosenhilfe, zu der auch die Fachberatungsstelle für Wohnungslose, verschiedene Wohnprojekte und der ErfrierungsschutzPLUS gehören. Die anderen großen Arbeitsbereiche der Aufbaugilde sind die Suchtkrankenhilfe mit dem Lebenshaus Weinsberg und ambulant betreuten Wohnprojekten, die Arbeitslosenhilfe und der große Bereich der beruflichen Bildung. Dazu kommen unter anderem ein großes Secondhand-Kaufhaus in der Heilbronner Austraße, in dem Langzeitarbeitslose einen Arbeitsplatz und die notwendige Förderung erhalten, mehrere Integrationsbetriebe, ein vermittlungsorientiertes Zeitarbeitsunternehmen und einiges mehr.

Alles begann ganz bescheiden in Heilbronn Anfang der Fünfziger Jahre. Zusammen mit ihrem Mann eröffnete Susanne Finkbeiner in ihrem Elternhaus in der Wacksstraße ein Heim für geflüchtete Jugendliche aus der Sowjetischen Besatzungszone, der späteren DDR. Sie fanden hier eine neue Heimat und wurden zu Arbeitsplätzen und Wohnungen in ganz Nordwürttemberg vermittelt. Später kamen nach dem Ungarn-Aufstand (1956) auch Flüchtlinge aus Ungarn hinzu und weitere Jahre darauf noch sogenannte „schwer Erziehbare“, die nicht mehr zu Hause leben konnten. Susanne Finkbeiner, immer interessiert an neuen Ideen im Sozialbereich, gründete dafür mit ihrem Ehemann eine der ersten koedukativen und inklusiven Jugendeinrichtungen in Deutschland.

Damit nicht genug. Noch mit Ende vierzig begann Susanne Finkbeiner ein Studium der Sozialpädagogik, das sie 1980 erfolgreich abschloss. Ein Jahr zuvor hatte sie mit ihrem Mann den Verein „Nichtseßhaftenhilfe Heilbronn" ins Leben gerufen und aus ihrem Elternhaus ein Heim für alleinstehende Wohnungslose gemacht. Sie setzte sich über viele Jahre mit viel Mut, Energie und ihrer ganzen Kraft für Wohnungslose und Langzeitarbeitslose ein und entwickelte mit ihren Mitarbeitern ein breites Beschäftigungs- und Bildungsangebot. Susanne Finkbeiner gilt als entschiedene Fürsprecherin der Idee einer öffentlich geförderten Beschäftigung.

Trotz dieser vielen Arbeit und Aufgaben fand Susanne Finkbeiner immer irgendwie Zeit für ihre Hobbys. So spielte sie über 50 Jahre die Orgel in der Heilbronner Kilianskirche und vertrat in vielen anderen Kirchengemeinden die Kantoren. Sie war Kirchengemeinderätin der Kiliansgemeinde und Mitglied der Landessynode der evangelischen Kirche in Württemberg. Noch mit 83 spielte sie in Klingenberg im Gottesdienst die Orgel.

Auch in Biberach an der Riß, wo die gebürtige Heilbronnerinn aufwuchs, erinnern sich einige noch heute an die damals resolute junge Frau, die 1948 im Männer-Posaunenchor der Kirchengemeinde als erste Frau mit Sondergenehmigung zum Instrument greifen durfte. Schon damals setzte sich Susanne Finkbeiner erfolgreich durch. In Biberach wird sie daher bis heute respektvoll der „Biberacher Posaunen-Engel" genannt, der für frischen Wind sorgte und der Zeit weit voraus war.

Für die Region Heilbronn war es ein Glücksfall, dass Susanne Finkbeiner wieder zurück in ihre Heimatstadt kam. Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, liebe Susanne Finkbeiner.

Bild: Gründungsschulleiter Ludwig Müller und Namensgeberin Susanne Finkbeiner bei der ersten Abschlußfeier der Susanne-Finkbeiner-Schule.